Was man unter Waldbaden versteht

Wer es erfunden hat, ist unklar. Denn die Menschen haben es seit Angedenken getan. Einen Namen gegeben haben dem Waldbaden allerdings die Japaner – Shinrin-Yoku heißt das Zauberwort der Entspannung. Was man darunter versteht, ist ein Waldaufenthalt mit Anleitung.
Vor allem hab Zeit und nimm Umwege
Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub.
Überhör keinen Baum und kein Wasser. Kehr ein, wo du Lust hast, und gönn dir die Sonne.
(Peter Handke: „Über die Dörfer“)

Was fünf Millionen Japaner machen, das kann so falsch nicht sein. Die Rede ist vom „Waldbaden“. Vielen, die am Land leben, ist es wahrscheinlich unerklärlich, warum man die natürlichste Sache der Welt studieren, erklären oder anleiten muss. Da aber nicht jedes Haus nah am Wald gebaut ist, finden wir durchaus, dass Waldbaden zumindest einen Erklärungsversuch verdient hat.

Aufenthalt in der Natur

Wie fühlt sich Moos an? Was knackt da in der Ferne? Und wo kommt der Luftzug her, den man auf der Wange spürt? Was macht es mit mir, wenn die Sonne meine Nase kitzelt, wenn ich plötzlich mitten auf der Lichtung stehe oder wenn ich die Baumkronen beobachte, die sich im Wind wiegen? Jeder von uns Menschen ist so gepolt, dass er sofort eine Verbindung mit der Natur parat hat. Man muss sich nur drauf einlassen. Das mag für die einen selbstverständlich sein, die anderen trauen sich aber nicht einmal mehr alleine in den Wald. Und darum gibt es das Waldbaden – ein Aufenthalt der Natur, der keinem festgelegten Ziel oder Plan folgt.

Achtsamkeit trainieren

Dabei ist es für manche hilfreich, an der Hand genommen zu werden. Ob wir, so wie in Japan „Waldbaden“ auch bald auf Rezept bekommen, ist bislang unbekannt. Was man allerdings schon mit Sicherheit weiß, ist, dass der Wald uns Menschen gut tut. Nicht umsonst haben japanische Universitäten Waldtherapie-Zentren, die wissenschaftlich belegt haben, dass Waldbaden beruhigt und beglückt. In einer zunehmend beschleunigten Welt, wirkt sich die Natur heilsam auf uns aus, das Herz schlägt ruhiger, der Blutdruck sinkt. Das geht entweder ganz alleine oder unter Anleitung von Experten, die einem Tipps fürs Meditieren, Training der Achtsamkeit oder für die sanfte Bewegung (Qigong) geben.

Gleich in der Region der Wege ausprobieren

Gut, dass wir hier, in der Region der Wege, genügend Wald für alle haben. Unsere heimischen Eichen, Buchen- und Fichtenwälder mit den trockenen, federnden Nadeln unter den Füßen und dem Blütenduft in der Luft sind für alle geöffnet, die sich auf das Abenteuer Waldbaden einlassen wollen. Wer es gleich selbst ausprobieren möchte, schnappt sich eine Isomatte und zieht sich warm an. An einem schönen Platz legt man sich einfach auf den Waldboden, genießt die würzig riechende Luft und dass das Licht mild schimmert. Das geheime Leben der Bäume erschließt sich dem Waldbadenden umso besser, wenn er ganz alleine unterwegs ist. Nach einer Stunde im Wald fühlt man sich dann garantiert wie neugeboren.

Urlaub für den Kopf.