Auf den Spuren von Peter Rosegger
In seiner Erzählung „Als ich Christtagsfreude holen ging“ berichtet Peter Rosegger von seinem zwölfjährigen Selbst, wie er von seinem Vater am Frühmorgen des Heiligen Abends geschickt wurde, um für die Familie „Christtagsfreude“ (Lebensmittel wie Mehl, Schmalz und Salz) zu besorgen. Für den kleinen Peter bedeutete dies, den beschwerlichen Weg vom elterlichen Bauernhof am Alpl bis nach Langenwang und wieder zurück zu gehen, welchen er jedoch in Erwartung des hochheiligen Festes gerne auf sich nahm.
Basierend auf dieser Erzählung findet bereits seit mehr als 25 Jahren alljährlich in der Adventzeit die sogenannte „Christtagsfreudewanderung“ vom Alpl nach Langenwang statt, bei der sich die zahlreichen Teilnehmer auf die Spuren Rosegger’s begeben. Der Weg inmitten der so viel umdichteten Waldheimat lädt aber nicht nur im Winter zu einem einmaligen Wandererlebnis ein. Denn gerade in der wärmeren Jahreszeit zeigen sich das Alpl und seine Umgebung von ihrer idyllischsten Seite.
Der Wanderweg von Langenwang auf das Alpl
Die Wanderung startet in Langenwang beim „Roseggerbrunnen“, unweit des Gasthauses Siglhof und führt entlang des Weges Nr. 732 an der Landstraße Richtung Krieglach (Schwöbing) bis hin zum Illach-Graben. Von hier aus führt der Wanderweg über weite Wiesen und quert beim Anwesen Winkler den Traibach. Etwa 500 Meter dem Traibachgraben folgend gelangt man schließlich zu einer markanten Weggabelung. Nach einem steilen, bewaldeten Aufstieg über den Alpsteig gelangt man am „Höllkogel“ auf die Bundesstraße, die einem direkt zu Rosegger’s Waldschule und Österreichischem Wandermuseum führt. Von dort kann man entweder über den Walderlebnispfad oder über die flacher verlaufende Forststraße Peter Rosegge’rs Geburtshaus, den Kluppeneggerhof, erreichen. Gehzeit: ca. 4 Stunden.
Peter Rosegger (1843 – 1918)
Der Begriff „Waldheimat“ und der Name „Peter Rosegger“ sind untrennbar miteinander verbunden. Das literarische Werk von Peter Rosegger hat aber nicht nur in seiner steirischen Waldheimat einen denkwürdigen Platz eingenommen, denn die Gedichte, Erzählungen und Romane wurden in 28 Sprachen übersetzt und machten aus dem einstigen Bergbauernbub einen international bekannten Schriftsteller.
Peter Rosegger wollte in seinen Erzählungen über das ländliche Leben im 19. Jahrhundert nicht einfach nur eine Heimat beschreiben, er wollte vielmehr das Gefühl von Heimat vermitteln. Und gerade seine eigene Herkunft als Bauernsohn machte seine Erzählungen auch so authentisch und lebensnah. Schildert er etwa seine Mutter beim Brotbacken, die Hände des Vaters oder die Arbeit am Hof – immer hat der Leser das Gefühl, selbst in der Stube zu sitzen und der Familie zu lauschen. Rosegger schrieb für die städtische Bevölkerung über die ländliche und weckte mit der eigenen Sehnsucht, die in jedem seiner Worte mitschwingt, bei vielen den Wunsch nach einer ebensolchen Einkehr und Idylle. Er sprach selbst von einem „Sonntagsgewand“, das die Bauern in seinen Schilderungen tragen – er wollte sie von ihrer besten Seite zeigen. Die bäuerliche Kultur, der er einerseits entfloh und zu der er andererseits eine tiefe Verbundenheit spürte, dürfe keinesfalls aussterben, war sein größtes Bestreben. Aber nicht nur das steirische Volks- und Brauchtum waren Rosegger ein Anliegen. Er setzte sich auch mit kontroversen politischen und gesellschaftlichen Themen sowie der tiefen religiösen Verbundenheit der Menschen im 19. Jahrhundert auseinander. Christliche Feiertage wurden gepflegt und boten den Bauern die Gelegenheit, aus dem tristen, harten Alltag auszubrechen und – wie in der Erzählung „Als ich Christtagsfreude holen ging“ beschrieben – das kleine Besondere zu erleben.