Ein Steirisches Walden

Jeder Wald ein Wunder in sich. Vom Bodenbauer kommend, der direkt an den Ausläufern des mächtigen Hochschwabmassivs liegt, biegt man recht schnell in einen Wald in Richtung Häulsalm links ab. Und taucht ein in den Urwald, wie ihn nur die Steiermark haben kann.

Sofort wird es kühler auf der Haut, unter den hohen Bäumen herrscht ein eigenes Ökosystem, das auch die drückende Hitze im Sommer aushaltbar macht. Die schweren Wanderschuhe werden kinderleicht vom nadelbedeckten Boden abgefedert und Schritt für Schritt eröffnet sich die magische Welt des Waldes – mit all ihren kleinen Besonderheiten. Schon nach wenigen Metern wird man von der naturbelassenen Schönheit geschluckt – beim Hochschwab, mitten im Herz von Österreich kommt man der Natur und dem eigenen Selbst Schritt für Schritt näher.

Einfach naturbelassen

Gestern hatte es noch geregnet, schwarze Wolken waren über dem Hochschwab, dem Schneeberg und der Rax aufgezogen und haben die mächtigen Felswände weich – aber bedrohlich – eingekleidet. Der Donner ereilte mit seinem drohenden Grollen das ganze Mürztal bis hinaus nach Kapfenberg. Regen ist nichts Ungewöhnliches im hochalpinen steirischen Sommer – immerhin treffen hier die Elemente aufeinander. Heute früh strahlt die Sonne bereits über den Blättern und Nadeln, die in ihren Strahlen tänzeln, allerdings ist der Waldboden noch dunkel und hie und da hängt ein kleiner Wassertropfen am Buchenblatt. Das morsche Holz des mit Moos überwucherten Baumstammes erweckt Aufmerksamkeit. Bei näherer Betrachtung findet sich auch hier – im Kleinen– ein Mini-Wald. Die Natur mit ihrer Liebe zum Detail macht weder vor Großem noch vor Kleinem Halt.

Frei atmen

Die Luft riecht nach altem, nassen Holz und birgt noch Feuchtigkeit – die Kühle erfordert, dass eine der Zwiebelschichten wieder angezogen wird, die in der Sonne schon nicht mehr nötig war. Es wird den rot-weiß-roten Markierungen gefolgt, bergauf versteht sich. Einsam und bedacht schreitet man über den Waldboden, die Wanderschuhe tragen einen immer tiefer hinein in die vermeintliche Wildnis, wo eben noch alles so ist, wie es sein soll. Doch Halt, bald wird es heller, eine liebliche Lichtung eröffnet sich, auf ihr gelb getupfte Blumen, schlagartig wird es wärmer und trockener. Der perfekte Zeitpunkt, um sich auf das Bankerl am Wegesrand zu setzen und den Weg mit einem kleinen Zwischenziel zu versehen. Ein Schluck Wasser tut gut und gibt Kraft zum Weitergehen. Aber zuerst heißt es sitzen und schauen. Spinnennetze überziehen die Grashalme, durch einen kleinen Windstoß werden sie in Bewegung gesetzt. Und in der Ferne hört man ein leises Plätschern – ein Gebirgsbach wird man später herausfinden, wenn man über den kleinen Steg balanciert. Um noch weiter vorzudringen in das grüne Herz von Österreich. Und dabei liegt einem ein leichtes Lächeln, ja, ein Funkeln im Gesicht.